Tragen bei Kälte

Der beste Ort für ein Baby, wenn es draussen kalt ist, ist dicht am Körper der Trageperson. Dort profitiert es von der Körper- und Bewegungswärme. Je weniger Stoffschichten zwischen dir und deinem Baby sind, desto besser funktioniert der Wärmeaustausch. Vor allem bei kleinen Babys ist das sehr wichtig. Wir empfehlen deshalb grundsätzlich das Tragen unter einer Jacke. Es gibt spezielle Tragejacken, Einsätze oder Tragecover. Unter der Tragejacke kann man das Baby so anziehen, wie man sich selber kleidet. Das Tragetuch oder die Tragehilfe ersetzt eine Kleiderschicht. 

Grössere Kinder können bei milden Temperaturen auch über der Jacke getragen werden. Sie sollten dann sehr warm angezogen sein. 

Weitere Tipps: 

- Zwiebelschalenprinzip: Mehrere dünne, locker sitzende Schichten ergeben effektiv isolierende Luftpolster 

- Exponierte Stellen des Babys (Kopf, Hals, Beine, Füsse) müssen besonders gut vor Kälte geschützt werden. Nützliche 

Kleidungsstücke sind: Babylegs, Füsslinge, Sturmhaube, Halssocke, Mütze zum Binden, Dickey (Mutter-Kind-Schal) 

- Alternativen zur Tragejacke vor dem Bauch: Cover, zu grosse Jacke, Wolljacke (dehnbar), Babyeinsatz zum Einnähen, Poncho aus Decke mit zwei Kopfaussparungen 

- Alternativen zur Tragejacke auf dem Rücken: zu grosse Jacke (hoch binden und mit Schal die „Lücke“ bedecken), Wolljacke (dehnbar), Babyeinsatz zum Einnähen, Loch auf Höhe des Kopfes des Kindes in alte Jacke schneiden und versäubern / Bündchen annähen, Poncho aus Decke mit zwei Kopfaussparungen. 

Kleidung im Sommer

Achte darauf, dass ihr beide natürliche Fasern trägt. Wolle-Seide und Bambusviskose haben sich bewährt. Schütze dein Kind mit langer Kleidung vor der Sonne. Mit Babylegs (Stulpen) oder einer grossen Hose, kann man die ganzen Beine und die Füsse gut vor der Sonne schützen. Ein Sonnenhut mit grossen, nicht starren Krempen und einem Nackenschutz macht das Outfit deines Babys perfekt. 

Ein Nuschi zwischen dir und deinem Tragling hilft Schweiss aufzusaugen.

Falls ihr mal bei grosser Hitze unterwegs seid, kannst du einen Sonnenschirm mit UV-Schutz benutzen, der gibt euch zusätzlich Schatten.

Eine Sonnenbrille braucht dein Baby nur, wenn die Sonne durch Wasser gespiegelt wird. 

Ab dem ersten Lebensjahr kannst du punktuell Sonnencrème einsetzen, achte darauf, dass du mineralische Sonnencrème verwendest.

Tipps zum Tragetuch:

1-lagig gebundene Bindeweisen wie das Känguruh oder der Einfache Rucksack sind zu bevorzugen bei Hitze. Auch ein RingSling kann gut genutzt werden. 

Für welches Tragetuch ihr euch entscheidet ist nicht so wichtig, Hauptsache Ihr fühlt euch wohl damit. Bei Tragetüchern mit Mischgewebe wirken Leinen, Seide und Bambus leicht temperaturregulierend. Die Unterschiede sind jedoch klein und eher was für Tragetuchliebhaber. 

Tipps zur Tragehilfe:

Es gibt viele tolle, leichte Tragehilfen die sich für den Sommer eignen. Um einige Marken die unsere Beraterinnen bevorzugen zu nennen wären das sicher die Limas und die Fidela Tragehilfen.  Aber es gibt noch viele mehr. Wenn ein Stoff Leinen Anteil dabei hat wirkt das leicht kühlend. Aber geschwitzt wird sowieso  und das ist ja auch gut so, denn es ist ja Sommer. Vergiss das Trinken nicht.

Auch da gilt: es gibt keine generelle Empfehlung. Teste aus was für dich und dein Kind am bequemsten ist. 

Warum Tragen?

Warum empfehlen wir das Tragen in einer Tragehilfe oder in einem Tragetuch?


  • Du hast beide Hände frei um den Alltag zu bewältigen
  • Du kannst eine aufrechte und gesunde Haltung einnehmen 
  • Dein Kind bleibt dicht an deinem Körper, auch wenn du dich vor- und zurücklehnst 
  • Es fühlt sich für dich auch nach längerer Tragedauer komfortabel an
  • Das Kind fühlt sich geborgen
  • Die Bedürfnisse des Kindes werden schneller wahrgenommen von der Trageperson
  • Der Körper des Kindes wird optimal unterstützt, das Tragen reguliert Wärmehaushalt, Verdauung, Atmung und Bewegungsapparat des Kindes
  • Das Gehirn des Kindes wird vielfältig angeregt durch die unterschiedlichsten Reize und die verbesserte Kommunikation mit der Trageperson
  • Das Tragen fördert die Bindung zwischen Trageperson und Kind 


Die Liste ist nicht abschliessend... 

Ab Wann Tragen?

Ab wann und wie viel Zeit ein Säugling im Tragetuch oder anderen Tragehilfen verbringen sollte, lässt sich mit dem einfachen Satz beantworten: Ab dem Zeitpunkt und solange sich Eltern und Säugling beim Tragen wohl fühlen. Bisher konnten keine Haltungsschäden durch frühzeitiges Tragen in den Hilfen festgestellt werden, selbst bei Kindern nicht, die mehr als 4 Stunden täglich, teils sogar 8 oder 10 Stunden – von der ersten Lebenswoche an getragen wurden.“

(Dr.Kirkilionis, Institut für Verhaltensbiologie, Freiburg, aus Deutsche Hebammenzeitschrift,6/96) 

Immer in Bewegung

Babys sind sehr zufrieden in der Trage oder im Tragetuch, wenn die Trageperson arbeitet und sich möglichst viel bewegt. Am liebsten mögen die Kleinen rhythmische Bewegungen wie Gehen und Tanzen. Leider ist unser Alltag recht arm an rhythmischen Bewegungen. Wir lesen oft, oder sitzen gerne auf dem Sofa oder an unserem Computer.

Wir empfehlen unseren Beratungseltern den Gymnastikball, damit sie doch einmal eine Pause haben und sich hinsetzen können, aber dennoch in Bewegung bleiben.

Zu Beginn ist das Tragen sehr anstrengend. Muskelkater ist ganz normal. Eltern müssen ihre Muskeln zuerst trainieren. Dies gelingt am einfachsten, wenn das Baby gleich ab Geburt getragen wird. So wächst das Fitnessgerät der Eltern immer schön mit.

Rückentragen braucht andere Muskeln als das Tragen vor dem Bauch. Wir empfehlen deshalb spätestens im 3en oder 4en Monat mit dem Rückentragen zu beginnen. 

Rückentragen

Dein Kind möchte mehr sehen und wird unruhig vorne bei dir? Du überlegst dir, wie dein Kind mehr sehen kann?

Wir empfehlen dir das hohe Rückentragen oder das Tragen auf der Seite. 

Dein Kind vorwärtsgerichtet zu tragen sehen wir als nicht optimal aus verschiedenen Gründen.

  • es ist keine Anhock-Spreizhaltung möglich, die für eine gesunde Hüftentwicklung beim Tragen empfehlenswert ist.
  • der Tragling wird durch unseren Körperbau ins Hohlkreuz gedrückt. Optimal wäre ein leicht gerundeter und gut gestützter Rücken, wie er beim Tragen Bauch an Bauch oder auf dem Rücken erreicht wird. 
  • Das Kind kann den Blick nicht von den Reizen abwenden, wenn es vorne getragen wird, es hat keine Rückzugsmöglichkeiten. 


Auf dem Rücken kann es den Blick Richtung Nacken der Trageperson wenden und sich so den Reizen entziehen. So hat es bei Müdigkeit auch die Möglichkeit einzuschlafen.

Fühlst du dich unsicher dein Kind auf dem Rücken zu tragen? Dann melde dich bei einer Trageberaterin. Sie kann dir garantiert die Sicherheit geben und das Üben mit der Puppe gibt zusätzlich Sicherheit. 

Vorurteile

  • Dauernd Tragen, da lernt das Kind nie laufen. Stimmt nicht. Tragen bewegt das Kind, zusammen mit dem Körper des Erwachsenen, in natürlicher Weise. Ein besseres Training für die motorische Entwicklung und den Gleichgewichtssinn gibt es nicht. 


  • Sobald das Kind schwerer wird, ist das mit dem Tragen sowieso unbequem und macht Rückenschmerzen. Stimmt nicht! Das Kind wächst, wird schwerer, entwickelt sich weiter, und genauso müssen sich auch die Trageweisen weiter entwickeln. Am Anfang noch bequem stundenlang das schlafende Neugeborene vor dem Bauch tragen, das ist das Bild, was die meisten Menschen in der westlichen Welt vom Tragen im Kopf haben. Aber es gibt viel mehr Techniken als das Tragen vor dem Bauch, und der Markt bietet eine Vielzahl verschieden aufgebauter und gepolsterter Tragen an, so dass Sie auch schwere und große Kinder noch bequem und auch längere Zeiträume am Stück tragen können. Unsere Berater/-innen informieren Sie gerne über die verschiedenen Möglichkeiten und Modelle. Viele verleihen und verkaufen auch Tragehilfen und Tücher. Außerdem können Sie in verschiedenen Internetshops Testpakete mit verschiedenen Tragehilfen ausleihen und so das optimale Modell herausfinden. 

Vorurteile

  • Tragen verwöhnt das Kind zu sehr, es wird nie selbstständig. Stimmt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Tragen fördert einer Studie zufolge den Aufbau einer sicheren Eltern-Kind-Bindung. Eine sichere Bindung ist die Basis für gesundes Selbstvertrauen und Entwicklung. Sicher gebundene Kinder erkunden ihre Umwelt eigenständiger und sicherer als schlechter gebundene Kinder. Aber erst dann, wenn sie selbst dazu bereit sind. Und mindestens bis dahin können Sie Ihr Kind getrost tragen so viel Sie wollen, ohne Angst, es zu verwöhnen. 

 

  • Wenn sich mein Baby erst ans Tragen gewöhnt, habe ich für nichts anderes mehr Zeit. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn Du Dein Baby trägst, hast Du beide Hände frei. Das Baby ist zufrieden auf Dir. Du hast Zeit, den Haushalt zu erledigen, dich um grössere Geschwister zu kümmern oder etwas anderes zu tun. Das ist garantiert weniger stressig, als immer zwischen Deiner Tätigkeit und dem quengeligen Baby hin- und herzupendeln. Am bequemsten ist für den Haushalt das Rückentragen.


 

Warum eine Trageberatung?